“Der 3. Oktober ist ein Feiertag, an dem sich unsere Identität ausprägt, in der gesunden Mitte zwischen den Extremen von Nationalismus auf der einen und von Verleugnung jeglicher Nationalität auf der anderen Seite. Wenn wir aus schlechtem Gewissen gegenüber den Verfehlungen unserer nationalistisch-gesinnten Vorfahren weiter ein distanziertes Verhältnis zu nationalen Symbolen wie unserer Nationalhymne oder der deutschen Fahne pflegen, wird das für die Zukunft nicht förderlich sein.

Unsere jungen Leute brauchen Beispiele für einen gesunden Umgang mit nationalen Symbolen – wir können diesen Tag also auch als Prophylaxe im Kampf gegen Rechtsextremismus ansehen: Wenn wir Formen finden, den Tag der Deutschen Einheit würdevoll und zugleich ausgelassen zu feiern, hilft uns das dabei, ein neues inneres Verhältnis zu unserm Land zu gewinnen. Die nachwachsende Generation kann so lernen, auf eine gesunde Art und Weise – nicht nur bei Sportveranstaltungen – die Nationalhymne zu singen und eine Deutschlandfahne aufzuhängen, ohne dadurch überheblich, extremistisch oder gar ausländerfeindlich zu werden. In München habe ich die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, nach der Nationalhymne das Lied „Nun danket alle Gott“ zu singen, damit deutlich bleibt, wem sich „Einigkeit und Recht und Freiheit“ letztlich verdanken.”

Dr. Beate Beckmann-Zöller (Religionsphilosophin und Mitglied der Immanuel Gemeinschaft, Ravensburg e.V.)