Von Mara-Lina Langbehn
RAVENSBURG Ostermontag, kurz vor 19 Uhr. Oberschwabenhalle Ravensburg. Auf einer großen Leinwand läuft ein Countdown. Auf der Bühne stehen einige Instrumente und Mikrophone. Im Vordergrund ein schlichtes Kreuz aus Holz. Der Schlagzeuger wartet auf seinen Einsatz. Dann springt die Uhr auf null, das Licht geht aus, einzig das Schlagzeug ist erleuchtet. Beim ersten Ton verstummen alle Gespräche. Das 41. Ravensburger Lobpreis-Konzert ist eröffnet.
Nach und nach betreten weitere Musiker die Bühne, nehmen ihre Positionen ein und fangen an, zu spielen. Nachdem sich der Klang von Gitarren, Keyboard und Querflöte zum gleichmäßigen Beat des Schlagzeugs gesellt hat, stimmen die fünf Sänger und Sängerinnen den Begrüßungssong an. Schon nach wenigen Sekunden erheben sich die ersten Menschen im Publikum, singen mit und wiegen sich im Rhythmus der Musik.
Nach dem ersten Lied ergreift Matthias Schyra, Leiter der Immanuel Lobpreiswerkstatt, das Wort und heißt die Gäste willkommen. „Wir wollen feiern, dass der Tod nicht das letzte Wort ist“, sagt er. Musiker und Gäste feiern zusammen das Osterfest und erinnern sich daran, wie sich Jesus damals für uns Menschen geopfert hat. „Verstehen kann niemand, was damals geschah, aber wir können versuchen, es im Herzen zu begreifen“, sagt Matthias Schyra. Zum Ablauf des Abends dann nur soviel: „Ihr könnt singen oder zuhören, sitzen oder stehen. Hier gibt es keine Konventionen. Ihr wisst selbst, was euch gut tut.“
Dieses Angebot nehmen die Besucher gerne an. Bei langsamen Liedern schließen sie die Augen, halten die Hand des Nachbarn oder schunkeln im Einklang der Musik hin und her. Zu schnelleren Songs klatschen sie, hüpfen und tanzen ausgelassen. Viele Texte und Melodien sind bekannt, zur Unterstützung laufen die Texte über die Leinwand. Englische Lieder sind deutsch untertitelt.
Das starke Wir-Gefühl, dass die singende Menge erzeugt, zieht nach und nach jeden in seinen Bann. Irgendwann stimmt auch der Letzte ein in den riesigen Chor, der singt und feiert, als hätte er nie etwas anderes getan. Man hat den Eindruck, die anderen zu kennen, obwohl man ihnen zuvor nicht begegnet ist. Einige strecken die Hände gen Himmel und das Glücksgefühl des gemeinsamen Musizierens ist überwältigend. Ob jung ob alt, alle feiern gemeinsam die Auferstehung Jesu und die starke Verbundenheit mit den Gleichgesinnten.
In den Pausen zwischen den einzelnen Musikstücken – manchmal auch währenddessen – werden Kurzgebete gesprochen. Diese sind sehr persönlich, direkt von den Musikern an Jesu gerichtet. Sie halten zum Nachdenken an und machen das Konzert zu einem besonderen Erlebnis.
Zwischen 11 000 und 12 000 Euro kostet ein solcher Abend. Bei freiem Eintritt sind die Veranstalter daher auf Spenden angewiesen. Vor der Kollekte weist Matthias Schyra allerdings ausdrücklich darauf hin, keiner solle sich schlecht fühlen, wenn er nichts spenden kann oder möchte.
Seit Anfang der 90er Jahre veröffentlicht die Lobpreiswerkstatt, ein Arbeitszweig der katholischen Laiengemeinschaft Immanuel Ravensburg e. V. Lieder und Musikproduktionen. Die Ravensburger Lobpreis-Konzerte werden seit mehr als zehn Jahren von der Immanuel Lobpreiswerkstatt abgehalten und sind als Mischung aus Gottesdienst und Konzert ein überregionaler Anziehungspunkt für Menschen aller Konfessionen und Altersgruppen. Das Konzert am Montag wurde live vom katholischen Privatsender „Radio Horeb“ übertragen.