Vortrag: „Was machen Smartphones und Sozial Media mit unseren Kindern und Jugendlichen?“
Im sportlichen Bereich beeinträchtigt laut Studien eine starke Handynutzung vor dem Training die Reaktionszeiten der Sportler und sogar den Trainingseffekt. Im schulischen Umfeld ist erwiesen, dass eine unkontrollierte Nutzung von Smartphones die Schulleistungen negativ beeinflusst. Beide Thesen hat Dr. Matthias Lindel Ende Januar bei einem Vortrag im Immanuel Zentrum anschaulich erläutert.
Er ist Realschullehrer an der Otto-Lilienthal-Realschule in Wilhelmsdorf, hat einen Lehrauftrag an der PH Weingarten und ist Karatetrainer sowie Ausbilder für Karatetrainer beim Deutschen Karatebund.
Handy-Verbot in der Schule
Wie der Pädagoge bei der Veranstaltung der Gemeinschaft Immanuel ausführte, haben sich die Schulleistungen nach einem Handyverbot in der Schule verbessert. Der Effekt sei bei Schülern mit schlechteren Noten besonders prägnant gewesen. Somit sei ein Handyverbot in der Schule die konsequente Maßnahme, so Lindel. Erwiesen sei zudem, dass die Qualität der Hausaufgaben darunter leidet, wenn währenddessen das Handy genutzt wird. Und außerdem brauchten die Schüler dann anderthalbmal so lange dafür.
Smartphone bremst Karate-Wettkämpfer
Die Beobachtungen als Trainer bei Karatewettkämpfen waren Auslöser und Motivation für seine Beschäftigung mit dem Thema: Denn die Smartphone-Nutzung unmittelbar vor dem Wettkampf beeinträchtigte die Leistungen der Wettkämpfer.
Gleiche Folgen wie Drogen-Sucht
Durchschnittlich liegen die Smartphone-Nutzungszeiten Jugendlicher bei ca. 3,5 Stunden. Die Apps der Sozialen Medien wie Tiktok, Instagram oder Snapchat sind so gemacht, dass die Nutzer möglichst lange auf der App bleiben: Der „feed“ ist nie zu Ende. Die Gehirnwissenschaft belegt, so Lindel, dass eine Smartphone-Abhängigkeit gleiche Auswirkungen in unserem Gehirn hat wie eine Drogen-Abhängigkeit.
Handy weg bei Hausaufgaben
Ziel sollte es deshalb sein, die Smartphone-Zeiten drastisch zu reduzieren und das Handy aus wichtigen Lebensbereichen und bei Hobbys zu verbannen. Ein vollständiger Entzug sei jedoch nicht durchführbar – wir leben eben in einer digitalisierten Welt, so Lindel. Eltern sollten die Smartphone-Nutzung ihrer Kinder und Jugendlichen im Auge behalten, d. h. sie sollten wissen, was da läuft und auch Apps zur Nutzungseinschränkung verwenden. In Bezug auf Schulleistungen sollte das Smartphone aus den Lernbereichen, d. h. in der Schule und zu Hause ferngehalten werden. Als Vorbilder sollten Erwachsene ihr eigenes Nutzungsverhalten kritisch hinterfragen.
Fazit des Referenten: Es ist immer ein Abwägen zwischen dem Nutzen der Sozialen Medien und den Risiken und negativen Effekten, die man mit der Handynutzung in Kauf nimmt. Diese Frage müsse jeder für sich selbst beantworten.
Der wissenschaftlich fundierte kurzweilige Vortrag von Dr. Matthias Lindel führte an die 70 Kinder, Jugendliche und Erwachsene ins Immanuel Zentrum, darunter zahlreiche Gäste. Fotos: Gemeinschaft Immanuel